Von Niklas Staiger
Die New England Patriots stehen mit nur einem Quarterback da, die Houston Texans misten ordentlich aus, Jonathan Taylor sitzt bei den Indianapolis Colts fest und die Green Bay Packers haben sich nach Aaron Rodgers ordentlich verjüngt. Das sind die spannendsten Entwicklungen im Rahmen der Entlassungen am Cutdown Day der NFL.
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Bis zum 29. August mussten die NFL-Teams ihre Kader ordentlich zusammenkürzen: Von 90 Spielern ging es runter auf den vorerst "finalen" 53-Mann-Roster, mit dem die Saison starten soll.
Natürlich sind die Kader niemals zu 100 Prozent final - das Trade-Fenster ist noch bis nach Woche 8 geöffnet und Free Agents können bekanntlich immer verpflichtet werden. Doch mit dem Cutdown Day lassen sich einige spannende Entwicklungen beobachten...
NFL, Cutdown Day - New England Patriots: Bill Bellichick sucht einen neuen Quarterback
Die New England Patriots haben am Cutdown Day mit Bailey Zappe und Malik Cunningham beide Backup-Quarterbacks aus dem Kader gestrichen. Bereits im Vorfeld war auch Trace McSorley von den Patriots entlassen worden. Das bedeutet, dass Starting Quarterback Mac Jones der einzige verbleibende Passer im Kader von Bill Bellichick ist. Der Chefcoach der Pats war wohl mit keinem der zur Verfügung stehenden Backups zufrieden.
Entsprechend werden die Patriots wohl noch einen weiteren Quarterback verpflichten. Es geisterten die Namen Will Grier (von den Cowboys entlassen) und Carson Wentz (zuletzt bei den Commanders) durch die Gerüchteküche. Grier schloss sich laut ESPN-Insider Adam Schefter jedoch den Bengals an und steht dort vorerst im Practice Squad. Es könnte aber auch sein, dass sich Bellichick bei kürzlichen Draft-Flops wie etwa Kellen Mond (Drittrundenpick 2021 der Vikings, jetzt entlassen von den Browns) umsieht. Möglicherweise traden die Patriots auch für einen Backup.
Zappe wiederum dürfte in der Vorbereitung durchaus Interessenten angelockt haben. Der Viertrundenpick von 2022 brachte 30 seiner 51 Pässe für 253 Yards und einen Touchdown bei keiner Interception an. Genug für die Patriots war das offensichtlich nicht. Für eine Chance auf dem Practice Squad eines Teams - vielleicht sogar in New England - sollte das aber gereicht haben.
NFL, Cutdown Day - Cincinnati Bengals: Hohes Risiko mit Burrow und Browning
Die Cincinnati Bengals gehen ein hohes Risiko ein. Sie erwarten, dass Joe Burrow, der die gesamte Vorbereitung an der Wade verletzt verpasste, zum ersten Spieltag wieder voll fit sein wird. Dahinter haben sie nur noch Jake Browning. Der Quarterback wurde 2019 nicht gedraftet und war zwei Jahre auf dem Practice Squad der Minnesota Vikings, danach noch zwei Jahre bei Cincinnati. Nach vier Jahren Training gewann er nun den Backup-Posten. Trevor Siemian wurde entlassen. Kann Burrow zum Saisonauftakt doch nicht mit 100 Prozent auflaufen, ist auf der wichtigsten Position keinerlei Erfahrung mehr im Team der Bengals.
Immerhin: Mit Will Grier konnten sie sich nun wohl einen der begehrteren Cut-Quarterbacks aufs Practice Squad holen. Es ist davon auszugehen, dass Grier zumindest am ersten Spieltag noch aus dem Practice Squad in den Spieltagskader hochgezogen wird, um einen Ersatz für Burrow in der Hinterhand zu haben.
NFL, Cutdown Day - Philadelphia Eagles: Nur vier Wide Receiver - dafür mit Derek Barnett
Die Philadelphia Eagles haben auch nach dem Cutdown Day weiterhin Defensive End Derek Barnett im Kader. Offenbar haben sie noch keinen Trade-Partner gefunden. Denn Barnett lässt wohl durch seinen Agenten Drew Rosenhaus nach einem Interessenten suchen. Bei den Eagles spielt Barnett nur in der Rotation, würde aber gerne starten. Hier könnte es bei Philly in Kürze noch Bewegung geben.
Der freiwerdende Kaderplatz wird dann voraussichtlich in einen Wide Receiver investiert, denn hier sind die Eagles nur sehr dünn aufgestellt. Nach dem Cutdown Day sind gerade einmal vier hauptberufliche Passempfänger im Kader. Mit A.J. Brown, DeVonta Smith, Quez Watkins und Olamide Zaccheaus ist zwar zumindest in der Spitze Qualität vorhanden, doch es mangelt unbestreitbar an Kaderbreite.
Dafür haben die Eagles auf Tight End mit einem Receiver aufgerüstet: Für einen Sechstrundenpick 2025 kam Albert Okwuegbunam von den Denver Broncos nach Philadelphia. "Albert O" wurde in Denver als Cut-Kandidat gehandelt.
Dafür entschieden sich General Manager Howie Roseman und Headcoach Nick Sirianni dafür, zunächst mit drei Quarterbacks und vier Runningbacks in die Saison zu gehen. Jalen Hurts ist als Spielmacher der klare Starter. Es könnte gut sein, dass Sechstrundenpick Tanner McKee in der Preseason so sehr überzeugt hat, dass Marcus Mariota ein möglicher Trade-Kandidat wird.
NFL, Cutdown Day - Arizona Cardinals: Murray verletzt, McCoy entlassen, wie geht es weiter?
Die Arizona Cardinals starten mit Kyler Murray (Kreuzbandriss im Dezember) auf der PUP-Liste (Physically Unable To Perform), damit fällt er zwingend für mindestens die ersten vier Spiele der neuen Saison aus. Trotzdem haben sich die Cards dazu entschieden, den letztjährigen Backup Colt McCoy zu entlassen. Bisher war man davon ausgegangen, dass McCoy nach einer Vorbereitung als Starter auch als erster Aufrücker hinter Murray fungieren würde. Doch das hat sich nun zerschlagen.
Auch die Quarterbacks Jeff Driskel und David Blough stehen auf der Cut-Liste von Arizona. Stattdessen setzt man nun auf Joshua Dobbs, den man sich kürzlich von den Browns ertradet hat. Als Backup wird zum Saisonstart Fünftrundenpick Clayton Tune fungieren. Der Rookie hat in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen und in Arizona wohl überzeugt.
Nach den Trades von S Isaiah Simmons (Giants) und OL Josh Jones (Texans) wurden mit RB Corey Clement, DL Rashard Lawrence und DL Eric Banks einige Rotationsspieler aus dem Vorjahr entlassen und es werden wird verstärkt gemutmaßt, dass die Cardinals in der laufenden Saison möglicherweise tanken.
Das würde bedeuten, sie entledigen sich der teuren Rotationsspieler und nehmen absichtlich Niederlagen in Kauf, um einen höheren Draft Pick 2024 zu erhalten - und nebenbei können sie ihre vertragsgünstigen Talente entwickeln. Ein kleiner Rebuild steht auf jeden Fall an - und Cardinals-Fans sollten sich von der kommenden Saison nicht allzu viel erhoffen.
NFL, Cutdown Day - Houston Texans: Das Ausmisten beginnt - mehrere Starter entlassen
Die Houston Texans haben zum Cutdown Day ordentlich Snaps aus dem Vorjahr entlassen. Linebacker Christian Kirksey, seit zwei Jahren in Houston, spielte in der abgelaufenen 97 Prozent aller Snaps der Texans. Er trug in der Defense den Communication-Helm und war Teamkapitän. Nun haben die Texans ihn aber entlassen. Damit sparen sie vier Millionen US-Dollar an Cap Hit ein, behalten aber eine Million US-Dollar an Dead Cap vom Unterschriftenbonus.
Noch überraschender war die Entlassung von Desmond King II. Der Cornerback ist einer der besseren Passverteidiger im Slot und stand bei 73 Prozent der Defensive Snaps, ein sehr guter Wert für einen Nickel Cornerback, auf dem Feld. Bei Kings Entlassung sparen die Texans gerade einmal eine Million US-Dollar an Cap. Es ist davon auszugehen, dass King zeitnah ein neues Team finden wird, das seine Dienste gerne in Anspruch nehmen wird.
UPDATE: Wie NFL-Insider Ian Rapoport berichtet, haben die Pittsburgh Steelers sich wohl die Dienste von King gesichert. Er soll auf den 53er Roster kommen, nicht ins Practice Squad.
Bei den Texans ist der Rebuild in vollem Gange - das ist keine Überraschung. Bereits im Januar erklärte Brandin Cooks (mittlerweile bei den Cowboys) im Kontext einer Trade-Anfrage: "Ich sehe mich nicht als Teil eines Rebuilds, wie auch immer dieser aussehen wird." Man geht dabei wohl etwas härter vor als zunächst gedacht.
NFL, Cutdown Day - Indianapolis Colts: Bleibt Jonathan Taylor die ganze Saison auf der PUP-Liste?
Trotz der Freigabe durch die Indianapolis Colts, ein Team zu finden, das für ihn traden wird, ist Star-Running-Back Jonathan Taylor weiterhin im Roster der Colts. Dabei wurde er auf die PUP-Liste gesetzt, fehlt damit also für die ersten vier Spiele. CBS-Insiderin Josina Anderson berichtete jedoch davon, dass es "materielles Interesse" von mindestens zwei Teams an einem Trade gegeben haben soll. Laut The Athletics Dianna Russini waren die Miami Dolphins eines dieser Teams - man habe sogar mit den Colts verhandelt.
Das Problem: Die Colts erwarten, dass sie für ihren Starspieler einen Erstrundenpick als Gegenwert bekommen. Taylor war sich dessen offenbar bewusst und trotzdem selbstbewusst, einen Trade-Partner zu finden - ohne Erfolg. Aktuell fehlt er jedoch ohnehin mit seiner Knöchelverletzung - und es ist gut möglich, dass diese Verletzung als Vorwand dafür dienen wird, dass Taylor die gesamte Saison auf der PUP-Liste verbringen wird. Taylor möchte für seine Dienste langfristig bezahlt werden.
Colts-Owner Jim Irsay wiederum verweist bei der aktuell anhalten Running-Back-Diskussion auf das CBA (Collective Bargaining Agreement - das Vertragswerk zwischen NFL und der NFL-Players-Association): "Wir haben ein CBA ausgehandelt, das hat Jahre an Aufwand und harte Arbeit gekostet und beinhaltet Kompromisse beider Seiten. Zu sagen, dass eine spezielle Spieler-Kategorie [Running Backs; d.R.] eine neue Verhandlung möchte, ist unangebracht", tweetete Irsay.
Spannend bei den Colts: Auch Kenyan Drake wird nicht im Running-Back-Team der Colts zugegeben sein. Der ehemalige Cardinals-Star wurde spät im Sommer verpflichtet, auch um die Lücke von Taylor zu füllen.
NFL, Cutdown Day - Baltimore Ravens: Gordon muss gehen - Huntley gewinnt das Backup-Duell
Die Baltimore Ravens hatten bis zum Schluss ein offenes Duell um den Posten als Backup-Quarterback hinter Superstar Lamar Jackson, der kürzlich einen Mega-Vertrag unterschrieb. Dabei hat sich Tyler Huntley gegen Josh Johnson durchsetzt. Letzterer wurde gecuttet, Huntley ist der verbleibende Quarterback im Ravens-Roster. Zudem wurde auch Anthony Brown entlassen. Damit setzt sich Platzhirsch Huntley nach einer wechselhaften letzten Saison gegen die Konkurrenz durch. Da Jackson aber wieder fit ist, ist davon auszugehen, dass Huntley sowieso nur selten auf dem Feld stehen wird.
Zudem musste auch der zweimalige Pro Bowler Melvin Gordon die Ravens verlassen. Der Runningback rückte letzte Saison in Denver aufs Abstellgleis und kam erst während der Vorbereitung zu den Ravens. Doch eigentlich wurde erwartet, dass sich Gordon als Rotationsspieler im lauf-intensiven Spiel der Ravens durchsetzen könnte. Doch dem ist nicht so. Hinter den etablierten J.K. Dobbins, Gus Edwards und Justice Hill hat sich der nicht-gedraftete Rookie Keaton Mitchell gegen den vermeintlichen Topspieler Gordon durchgesetzt - durchaus eine Überraschung.
NFL, Cutdown Day - Green Bay Packers: Der Kader nach Aaron Rodgers ist jung
Die Green Bay Packers stellen sich auf vielen Positionen neu auf - nicht nur auf der Quarterback-Position. Im Jahr eins nach Aaron Rodgers haben General Manager Brian Gutekunst und Headcoach Matt LaFleur den Kader ordentlich verjüngt. Mit David Bakhtiari ist der älteste Spieler des Kaders 31 Jahre alt. Dahinter folgen Preston Smith und De'Vondre Campbell mit 30. Alle anderen Spieler sind in ihren Zwanzigern.
Rookie-Quarterback Sean Clifford, der vor allem mit seiner Spielintelligenz Jordan Love fordern und fördern soll, ist mit seinen 25 Jahren schon fast ein "altes Eisen" bei den Packers. Love ist in seinem vierten Jahr, aber trotzdem ein Jahr jünger als Clifford. In dieser Alters-Range liegt der halbe Kader: Insgesamt 27 Spieler sind zwischen 23 und 25 Jahren (10x 23, 9x 24, 8x 25). Insgesamt hat der Packers-Roster ein Durchschnittsalter von 24,98 Jahren. Das ist der jüngste NFL-Kader seit sechs Jahren.
Die Packers dürften sich aber einen besseren Ausgang erhoffen als bei den Cleveland Browns 2017: Die verloren alle 16 Spiele und durften im darauffolgenden Jahr als erster einen Draftpick auswählen. Jordan Love muss nun beweisen, dass er diesem Druck gewachsen ist.
Author: Victor Villarreal
Last Updated: 1702875842
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